Warum ich auf gewachste Fahrradketten umgestiegen bin

Warum ich auf gewachste Fahrradketten umgestiegen bin

Vor zwei Jahren habe ich dem herkömmlichen Kettenöl den Rücken gekehrt und bin seitdem nur noch mit gewachsten Ketten unterwegs. Eine mit Heisswachs präparierte Kette bietet viele Vorteile, welche ich dir in diesem Artikel erklären möchte. Egal ob Rennrad, Gravel, Mountainbike oder Alltagsvelo, jeder kann davon profitieren. Aber zuerst zurück zum Anfang: Ich fahre keine Rennen und lege auch keine 20.000 Kilometer im Jahr zurück. Ich fahre aber leidenschaftlich gerne und nutze mein Gravel regelmäßig für den Arbeitsweg. Es dient sowohl als Transportmittel als auch als Sportgerät, und ich habe viele Vorteile darin gefunden:

  • Anstatt im Auto zu sitzen, kann man die Zeit effektiv für sein Training nutzen.
  • Die frische Luft und die malerische Strecke mit zahlreichen Wald- und Feldwegen sorgen für Entspannung.
  • Das Auto bleibt zu Hause, was die Umwelt schont und Treibstoffkosten spart.

Die Radfahrt dauert zwar nicht viel länger als per Auto, hinzu kommt jedoch die wiederkehrende Wartung. Dabei ist es mir weniger wichtig, ein sauberes Fahrrad zu haben, als vielmehr auf Zuverlässigkeit zu setzen. Panne zu haben ist keine Option, um pünktlich zur Arbeit zu gelangen. Neben den Reifen (ich fahre übrigens schlauchlos) ist die Fahrradkette das pannenanfälligste Bauteil am Fahrrad. Das ist auch nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass die Kette bei konstanter Belastung ungeschützt allen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Bei mangelnder Wartung besteht die Gefahr eines Kettenrisses oder schnellem Verschleiß des gesamten Antriebsstrangs, im Speziellen die Kassette. Daher habe ich darauf geachtet, meine Kette immer optimal zu schmieren. Wie sich herausstellte, ist das einfacher gesagt als getan.

Welches Kettenöl ist das beste? Ich begann mit einem "Allround"-Öl auf Teflon-Basis (eines der meistverkauften), das unter trockenen Bedingungen relativ lange hielt. Damit konnte ich meine Pendelstrecke von Total 50 Kilometer (Hin- und Retourweg) mehrmals zurücklegen, ohne nachschmieren zu müssen. Bei nassem Wetter sah es jedoch anders aus: Selbst eine frisch geölte Kette verlor nach 30-60 Minuten im Regen ihren Schmierfilm. Bei starkem Regen und hoher Geschwindigkeit hatte das leichte Kettenöl keine Chance. Die Kette lief trocken, Metall rieb an Metall, es knarrte und quitschte bei jedem Tritt. Es musste also ein Öl her, das besser an der Kette haftet. Die gute Nachricht: Das gibt es! Ich verwendete also ein Öl für nasse Bedingungen (Wet Lube), und siehe da, das hochviskose (dickflüssige) Öl blieb hartnäckig an jedem Kettenglied haften. Leider aber auch an anderen Stellen: an der Kassette, den Kettenblättern und den Schaltröllchen am Schaltwerk. In Kombination mit Straßendreck, Kies und Waldwegen bildete sich eine klebrige Paste, die die Zwischenräume im gesamten Antriebsstrang verstopfte. Hilfe! Diese schwarze Mischung aus Staub, Sand und Öl verschmutzte nicht nur alles (Hände, Waden, Kleidung), sondern führte auch dazu, dass sich Kette und Zahnräder schnell abnutzten.

Nächster Schritt: Komplettreinigung. Dafür gibt es auf dem Markt Hilfsmittel. Ich holte mir ein Kettenreinigungsgerät, ein Set mit Spezialbürste für die Kassettenzwischenräume und Zitrusreiniger. Nach mehreren Durchgängen im Gerät und gründlichem Abspülen glänzte die Kette tatsächlich wieder. Also kehrte ich wieder zu einem leichteren Schmiermittel zurück. Ich trug es Tropfen für Tropfen auf die Bolzen jedes Kettenglieds auf. Weniger ist mehr, denn es sollte nur an den Stellen geschmiert werden, wo Bewegung stattfindet, ohne Schmutz anzuziehen. Gesagt, getan, doch bereits nach wenigen Kilometern bei völlig trockenen Bedingungen war die Kette wieder schwarz. Das kann doch nicht sein? Aber offensichtlich war die Kette nie wirklich sauber gewesen. Das Kettenreinigungsgerät mit seinen Bürsten und Schwämmen konnte die Kette äußerlich reinigen, erreicht jedoch nicht die unzugänglichen, innenliegenden Stellen. Das Ergebnis: Der Schmutz drang nach kurzer Zeit erneut an die Oberfläche. Ein Teufelskreis.

 

Und dann kam der Tag, an dem mir Google empfahl, meine Fahrradkette mit Heißwachs zu behandeln. Der Aufwand schien enorm, vor allem da es mein Ziel war, den Wartungsaufwand zu reduzieren. Andererseits las ich auch die Versprechen, dass regelmäßiges Entfetten nicht mehr notwendig wäre. Schlimmer konnte es nicht werden, also probierte ich es aus. Die anfängliche Reinigung des Antriebsstrangs dauerte eine Stunde - wenn schon, denn schon - aber es hat sich gelohnt. Die Behauptungen, dass eine gewachste Kette lauter ist, kann ich nicht bestätigen. Sie läuft genauso leise wie eine geölte Kette, aber eben sauberer. Nie wieder ein peinliches Kettenblatt-Tattoo an der Wade, nie wieder schwarze Kleidung vom Hochtragen des Fahrrads aus dem Keller und das Beste: Egal welches Wetter, ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, ob noch genug Schmierstoff auf der Kette ist. Und andersrum: Es ist auch nie zuviel, so dass der ganz Dreck an der Kette kleben bleiben würde. Ich fahre meine 500 km, tausche die Kette gegen eine frisch gewachste aus und weiter geht's. Wenn ich dann Zeit habe, wasche ich die gefahrene Kette mit heißem Wasser und wachse sie neu. Übrigens: Beim Re-Waxing-Service erhält deine Kette zusätzlich noch eine Badekur im Ultraschallreiniger, um auch die unzugänglichen Stellen im Inneren der Kette vollständig zu reinigen.

Ich kann verstehen, dass der Umstieg auf wachsbehandelte Fahrradketten aufgrund des Reinigungsaufwands einschüchternd sein kann, die Stunde ist aber gut investiert, da du sie im Nu wieder rausholen wirst. Auch die Angst vor der Demontage der Kette sehe ich völlig unbegründet, einen Schlauch zu wechseln, dauert viel länger und erfordert eindeutig mehr handwerkliches Geschick. Es ist auch kein Waschplatz mehr erforderlich: Die jetzt immer saubere Kette kann problemlos in jedem Wohnzimmer mit nur einer Zange demontiert werden. Das waren jetzt nur die Vorteile in Sachen Wartung, hinzu kommen die Schonung des Antriebsstrangs und somit des Geldbeutels. Zu guter Letzt: Nicht umsonst fahren die Profis schon lange gewachste Ketten. Die konstant niedrige Reibung macht deinen Antrieb effizienter und schneller. Ich bin überzeugt, dass jeder, der einmal mit einer gewachsten Kette gefahren ist, nie mehr zu einer geölten Kette zurückkehren wird.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.